Geschichte und Geschichten vom Rittergut in Lucklum

Geschichte und Geschichten vom Rittergut in Lucklum

Habt ihr schon mal eine Führung auf dem Rittergut Lucklum gemacht? Unsere Gastblogger Monika und Achim Meurer (zum Artikel) waren schon einmal hier. Ich wollte mehr über die Geschichte des Rittergutes erfahren und habe mich für eine Führung mit der Kunsthistorikerin Dr. Elisabeth Vorderwülbeke angemeldet. Dabei durfte ich mit der Besuchergruppe die weitläufige jahrhundertealte Gutsanlage besichtigen und hinter die Kulissen schauen. Mit seinem Herrenhaus, der Kirche, den landwirtschaftlichen Gebäuden und Ställen sowie dem Landschaftspark bildet sie heute ein historisch bedeutsames Ensemble. Teilweise wurden hier auch schon Mittel der Denkmalpflege verwendet, um bestimmte Gebäude zu erhalten. Treffpunkt für den Rundgang war der ehemalige Kuhstall, der mustergültig renoviert ist und nun als gemütliches Café dient.

Nach einer kurzen Einführung im CaféGut ging die Besichtigung über verschiedene Stationen: Kleiner Wirtschaftshof, großer Wirtschaftshof, Kirche, Gutshaus.

Was ist eigentlich der deutsche Ritterorden? Welche Verbindung gibt es zu Lucklum?

Auf der Homepage des Ritterguts Lucklum gibt es bereits ein paar Informationen:

Im 13. Jahrhundert ließ sich der Deutsche Ritterorden in Lucklum nieder, gründete dort einen Verwaltungssitz und betrieb ein Land- und Forstwirtschaftliches Gut. 1809 ist die Deutsch Ordens Kommende unter Napoleon enteignet worden und ging in Privatbesitz über. Zwei Jahrzehnte später wurde der Gutsbetrieb in die Ritterschaft des Braunschweiger Landes aufgenommen. Seitdem lautet der Name Rittergut Lucklum.

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Der Ort Lucklum bestand zwar schon früher. Die Niederlassung des Ordens überprägte jedoch die bisherige Geschichte. Mehr Informationen zur Kommendegeschichte gibt es bei wikipedia:

Dadurch wurden alle Bewohner des Dorfes Angehörige des Ritterordens; die ursprünglich ansässigen Bauern wurden in Nachbarorte umgesetzt.

Man muss dazu wissen, dass die Ursprünge des deutschen Ordens in der Zeit der Kreuzzüge zu suchen sind. Um diese zu finanzieren, brauchte es Landgüter, die Gewinne erwirtschaften. Nicht nur die ökonomische Absicherung sondern die Anwerbung neuer Ordensritter war ein wichtiges Anliegen des Deutschen Ordens. Deshalb wurden zahlreiche Ordensniederlassungen, sog. „Kommenden“ gegründet und vom „Komtur“ geleitet.

Welche kunsthistorische Bedeutung haben die Gemälde in der Kirche?

Die Gutskirche in Lucklum war ursprünglich eine Dorfkirche und wurde erst später zur Ordenskapelle umgewandelt. Somit ging das Eigentum in die Deutschordenskommende über. Kirchenpatron wurde damit auch der Komtur als weltlicher Herrscher. Voraussetzung dafür war allerdings, dass man adelige Vorfahren nachweisen konnte. In früheren Zeiten waren es zunächst vier, später acht und seit 1671 sechzehn Generationen. Seit 1809 befindet sich die Kirche im Besitz der jeweiligen Gutsbesitzer und ist im Laufe der Zeit mehrmals umgebaut worden.

Das Innere der Kirche ist geprägt durch eine Kassettendecke, zahlreiche Epitaphien (Grabdenkmäler) der Komture und durch die einzigartige emblematische Ausmalung. Eine Empore für die Ordensritter und die Loge für den Landkomtur als Leiter der Ballei veranschaulicht die damalige Macht und den Einfluss des Deutschen Ordens. Die vom Orgelbauer Johann Andreas Engelhardt aus Herzberg 1861 errichtete Orgel und die historische Ausmalung sind 2009 und 2010 aufwändig restauriert worden.

Ein Beitrag geteilt von Markus Kapfer (@markus.kapfer) am Welche Geschichten erzählen uns die Gemälde im Rittersaal?

Die Porträts im Rittersaal zeigen nicht nur die Ordens-Patrone, sondern geben auch viele Hinweise auf die wirtschaftlichen Kontakte des Ordens. Auf über 57 Gemälden kann man die Vernetzung des Ritterordens nachvollziehen: regional, national, international.

Ein Beitrag geteilt von Markus Kapfer (@markus.kapfer) am Natürlich wollte jeder Komtur etwas Bleibendes schaffen und seine Spuren hinterlassen. Dies tat jeder auf seine Weise. Der englische Landschaftsgarten ist ein gutes Beispiel dafür. Kunsthistorikerin Dr. Elisabeth Vorderwülbecke erklärt:

Schon in früheren Jahrhunderten musste der Deutsche Orden in Lucklum sich immer wieder neuen historischen und wirtschaftlichen Herausforderungen stellen. Während manche Komture wie von Priort oder von Hardenberg dies sehr erfolgreich schafften, hatte Komtur von Schulenburg im 18. Jahrhundert dabei mehr Schwierigkeiten wie zahlreiche Schuldscheine und Schriftwechsel belegen. Diesem Komtur verdanken wir aber die Anfänge des englischen Landschaftsgartens.
Der Strukturwandel im ländlichen Raum und damit die Suche nach einer neuen Nutzung für ehemalige landwirtschaftliche Gebäude ist heute nach wie vor eine komplexe Aufgabe, die von den Eigentümern von Rittergütern und Klöstern erhebliche Anstrengungen erfordert. So ist auch die Veräußerung von Gemälden des Rittersaals zu erklären. Dies erfolgte nicht mit leichtem Herzen, sondern war dem Ziel geschuldet das große unter Denkmalschutz stehende Ensemble vor dem Verfall zu retten. Dächer wurden saniert, die emblematische Malerei saniert. Die Güterverwaltung Reinau, welche das Rittergut verwaltet, weiß die Anstrengungen der letzten Eigentümerfamilie zu schätzen.

Funny Facts: Wo die frommen Ritter hausten…

Wusstet ihr schon, …

  • …dass Maria Furtwängler als TatortKommissarin im ehemaligen Viehmeisterhaus residierte?
  • …dass viele Gebäude mit regionalen Baumaterialien (aus Elmkalkstein) gebaut sind? (Infos hierzu bei den Rundwegen des Freilicht- und Erlebnismuseum Ostfalen e. V. und z.B. unter Erlebnissteinbruch Hainholz.)
  • …dass die legendäre Musik-Kneipe „Schlucklum“ jedem Ü-40er aus der Region ein Begriff sein müsste?

Durchs Schlüsselloch geschaut…

Die Führung war mega-interessant und gespickt mit interessanten Details, die ich hier gar nicht alle aufschreiben kann… Wer noch mehr spannende Geschichten und Fakten zum Rittergut Lucklum erfahren will, dem sei die Sonderführung „Blick durchs Schlüsselloch“ am Samstag, den 21. April 2018 um 15:30 Uhr empfohlen. Und wer nur die leckere Schwarzwälder Kirschtorte im CaféGut probieren will, der darf sich ebenfalls gerne auf den Weg machen! Empfehlung!

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