Die Flachstahl Salzgitter AG kenne ich schon seit meiner Kindheit. – vor allem wegen der riesigen Schornsteine, die ich früher als Kind immer von meinem Fenster aus sehen konnte. Der Himmel war nachts (wegen des Feuers in den Hochöfen) eigentlich immer mehr orange als schwarz. Trotzdem wusste ich so gut wie nichts über die „Hütte“, außer dass dort Stahl produziert wird. Bisher war meine einzige Werksbesichtigung im Jägermeister-Werk in Wolfenbüttel, aber das ist absolut kein Vergleich zum Stahlwerk Salzgitter!! Aber dazu gleich mehr.
Also es ist Montag 8.00 Uhr morgens, ich hatte einen Schutzhelm auf, ein Headset um und saß in einem Bus mit rund 30 anderen Menschen, um das Flachstahlwerk in Salzgitter zu besichtigen. Zuvor hatte uns der Werksführer einen Film zur „Hütte“ gezeigt, welcher ziemlich interessant und ziemlich unglaublich war. Alles in diesem Film hatte gigantische Ausmaße: Riesige Töpfe mit flüssigem Stahl, Menschen in silbernen Schutzanzügen, die aussahen wie von einem anderen Planten– das konnte ich mir einfach nicht vorstellen.
Ich war echt ziemlich gespannt.
Das erste Ziel war einer der Hochöfen. Schon auf dem Weg wurde mir klar, was für eine riesige Fläche allein das Gelände hatte. An dieser Stelle muss ich nochmal erwähnen, dass wir mit dem Bus(!) zu unseren verschieden Besichtigungsstätten fuhren. Schon vor der Halle standen bestimmt 30 Meter hohe Metallbehälter, in denen die Luft für den Hochofen erhitzt wurde. Es war einfach alles so unglaublich riesig! Und wir hatten sogar richtig Glück, denn kurz nachdem wir dort ankamen, wurde der Ofen angestochen- das heißt, die Schlacke und das Roheisen werden abgelassen. Beides läuft dann in ein unterirdisches Kanalnetz, in dem die Schlacke von dem Roheisen getrennt wird. Teilweise wird das Eisen noch in flüssiger Form in riesige Torpedotanks verladen und über das eigene Schienennetz nach Peine ins Trägerwalzwerk gefahren. Unser Werksführer warnte uns, dass wir bloß aufpassen sollen wo wir uns hinstellen. Falls nämlich genau an dieser Stelle das Roheisen unter einem lang fließen sollte, ist es gut möglich, dass die Schuhsohlen mal eben wegschmelzen. Unsere Gruppe blieb jedoch verschont.
Nachdem wir den Hochofen, das wichtigste hier in der Hütte, gesehen hatten, ging es weiter ins Stahlwerk. Die Halle war riesig. Im Ernst, ich glaube ich habe noch nie so eine große, vor allem auch hohe, Halle gesehen! Von dem Moment an, stand ich nur noch mit offenem Mund da. Über uns fuhren Kräne mit gigantischen Eimern, in denen der Rohstahl in übergroße Konverter gegossen wurde. Ich habe mich wie in einer anderen Welt gefühlt: Diese riesige, dunkle Halle, dazu die Hitze die man immer wieder von irgendeiner Seite spürte. Im Augenwinkel sah man Feuer, grelles Licht und Funken. Einfach unglaublich! Eine Etage unter uns reinigte ein Mann welcher auch einen silbernen Schutzanzug trug, einen „Eimer“ (das Ding war einfach sechs Meter hoch und vier Meter breit) mit einem zehn Meter langen Schlauch und stand in einem Regen aus Funken. Immer wieder hörte man lautes Piepen (das bedeutet, dass etwas passiert), dann stieg schwarzer Qualm aus einer Ecke des Werkes auf. Es glühte und leuchtete rot auf und ich stand mitten drin!
Ich kam mir vor wie in Mordor aus Herr der Ringe. Es hätte nur noch gefehlt, dass aus einer Ecke des Stahlwerks ein Drache geflogen kommt…
Der letzte Halt unserer Tour war das Walzwerk. In der Halle war es bestimmt zehn Grad wärmer als draußen. Ich erkläre mal kurz was in dem Walzwerk passiert: Die glühenden Brammen kommen angerollt und werden dann in insgesamt acht Walzanlagen in lange, dünne Bleche gewalzt. Anschließend werden sie zu Stahlblechrollen aufgerollt und eingelagert. Unsere Gruppe ging an einigen frisch aufgerollten Blechrollen vorbei und auch hier war es richtig heiß. Anfassen wäre hier unklug gewesen! Ist ja eigentlich auch kein Wunder, aber trotzdem war ich erstaunt darüber, dass diese mega heißen Stahlrollen hier einfach so herumstehen. Auch wenn es hier ziemlich interessant war, war ich froh wieder an der frischen Luft zu sein. Anschließend ging es wieder in Richtung Bus, mit dem wir wieder zum Anfang des Werksgeländes fuhren. Somit war die Führung beendet.
Mein Fazit zur Salzgitter Flachstahlwerksführung: So ziemlich das Unglaublichste, was ich jemals gesehen habe! Jeder sollte einmal an einer Werksführung teilnehmen, einfach um diese unvorstellbaren Ausmaße zu sehen. Ich habe mir nicht ansatzweise vorstellen können, dass es solch riesige Behälter gibt, welche dann auch noch fortbewegt werden können. Es ist dort einfach eine komplett andere Welt und in diese sollte man unbedingt einmal eintauchen. Absolut sehenswert!
PS: Da die Werksführungen immer sehr beliebt sind und oft schon ein halbes Jahr im Voraus ausgebucht sind, sollte man sich im Vorfeld informieren und buchen.
- Alle wichtigen Infos gibt’s es bei der WIS (Wirtschafts- und Innovationsförderung) Salzgitter
- Mindestalter für die Besichtigung liegt bei 16 Jahren