Tires? -Kann man das essen?

Tires? -Kann man das essen?

Wenn man mal in den Abendstunden durch die Innenstadt Wolfenbüttels läuft, fällt einem wahrscheinlich eins auf: in den Krambuden im Tires ist immer was los, und das bis weit nach den Öffnungszeiten! Ich selber war bisher noch nicht im Tires, aber war immer neugierig was es dort gibt. Also schaute ich einfach mal im Tires vorbei und hab mir erzählen lassen, was es mit diesen Menschenmagneten in Wolfenbüttels Innenstadt auf sich hat und vor allem, wer dahinter steckt …

Es war Dienstagnachmittag und grade mal nicht so viel los, was mir aber ziemlich gelegen kam, denn so konnte sich Frau Tires ganz alleine für mich und meine Fragen Zeit nehmen und das hat Sie auch getan. Ich kam zum ersten Mal durch die Tür und war direkt verliebt in den Laden! Überall standen Dosen mit Gewürzen und Tees in den Regalen, alte Weinfässer dienen als Stehtische und direkt neben der Tür hat man eine Art Lounge, die einfach nur unheimlich gemütlich aussieht.

Man merkt einfach, egal wo man hin sieht: hier steckt Liebe und Herzblut drin.

Als kurze Info für alle, die immer noch nicht wissen von welchem Geschäft ich spreche: Es ist der ehemalige Senfladen unter den Krambuden in der Fußgängerzone.
Genau dort fängt die Geschichte vom Tires auch an, denn dort hat Frau Tires früher als Verkäuferin gearbeitet. Sie erzählte mir, dass Sie das Konzept des Senfladens super fand aber trotzdem immer das Gefühl hatte, dass etwas fehlte. Da Sie unheimlich gerne Tee trinkt und auch noch eine ausgeprägte Leidenschaft fürs Kochen besitzt, war für Sie eigentlich alles klar. Zusammen mit ihrem Lebensgefährten eröffnete Sie das Tires, allerdings in Wolfsburg und auch noch ohne Gastronomie. Leider lief das Geschäft dort einfach nicht so gut und so war der Traum vom eigenen kleinen Feinkostladen schnell wieder vorbei. Was aber auch eigentlich gar nicht so schlimm war, denn der Senfladen in Wolfenbüttel suchte zu der Zeit einen neuen Mieter, Frau Tires Ergriff ihre Chance. So eröffnete Sie ein neues Tires diesmal in Wolfenbüttel. Mal ehrlich ohne das Tires würde unter den Krambuden einfach was fehlen, also hatte es (für uns Wolfenbüttler zumindest) was Gutes das es in Wolfsburg nicht geklappt hat.
Allerdings war das Tires ganz zu Anfang auch noch nicht ganz so wie ich es heute kenne. Damals gab es nur den Verkauf von Feinkostprodukten die Frau Tires eigenst für den Laden ausgesucht hatte und, so wie ich es heute kenne, Kartoffelsalat und Bratwurst frisch vom Grill. Leider ist im Laufe des Eröffnungsjahres ihr Lebensgefährte verstorben, was erstmal ein Problem darstellte. Denn Frau Tires stand komplett alleine da! Sie sagte mir, dass Sie es ohne die Hilfe ihrer Kinder nicht geschafft hätte, vor allem ihr Sohn hat inzwischen genau so viel Herzblut ins Tires gesteckt wie Frau Tires.

Das obere Stockwerk wurde zur Teestube ausgebaut, neue Möbel kamen rein und das ganze Konzept wurde noch einmal überarbeitet. So gab es nach dieser Veränderung nicht mehr nur Bratwurst, Kartoffelsalat und ausgewählte Produkte sondern auch täglich eine neue Suppe, selbst gekocht von Frau Tires.
Suppen, Kartoffelsalat, Bratwurst okay aber was gibt’s noch und vor allem was ist das Besondere daran? Nachdem das mit den Suppen mehr als nur positiv von den Kunden angenommen wurde, entschloss sich Frau Tires dafür nicht nur eine, sondern täglich zwei verschiedene, wöchentlich wechselnde, Suppen anzubieten. Brokkolicremesuppe, Tomatensuppe aber auch außergewöhnliche Kreationen wie Rote-Bete-Pastinake Suppe kommen mal auf den Tisch. Aber nur, wenn es Frau Tires auch schmeckt und sie betont dabei, dass auch schon mal Suppen durchgefallen sind weil sie ihr nicht geschmeckt haben, dass nenn ich mal Verantwortung gegenüber den Kunden! Im Sommer gibt es dann auch verschiedene grüne Salate wie Tomate-Gurke, Petersilie-Couscous-Salat oder gebackenen, mediterran gewürzten Feta in Alufolie gebacken und diese ganzen Köstlichkeiten kann man direkt in der Fußgängerzone Wolfenbüttels (einer meiner Lieblingsorte hier in meiner Heimatstadt) genießen! Wie genial ist das denn bitte? Damit gibt’s auch endlich mal einen Laden in Wolfenbüttel der alle Wünsche eines hungrigen Veganers erfüllt!

Aber Frau Tires, oder viel mehr ihr Sohn, setzten noch eins drauf: Seit letzten Dezember gibt es im Tires auch noch selbstgemachte, super leckere Burger! Da Frau Tires und ihr Sohn ihren Kunden ja immer was neues und anderes bieten wollen haben die beiden, passend zur Weihnachtszeit und dem dazu gehörigen Weihnachtsmarkt, der direkt nebenan stattfindet, einen Burger mit langsam gegarten Entenfleisch und selbstgemachten Zwiebelchutney kreiert. Nach Weihnachten ging es dann weiter mit dem Gauchoburger (mit selbstgemachter Salsa!) für den Frau Tires Sohn die Burger Pattys selber formt und einfriert, sogar die Brötchen waren selbstgemacht. Da ich Burger liebe und am meisten die selbstgemachten kann ich nur aus Erfahrung sagen, was das für ein Aufwand ist und ich bin schon das eine oder andere mal am Hefeteig für die Brötchen gescheitert! Deswegen kann ich auch voll und ganz nachvollziehen dass, nachdem die Burger von den Kunden sehr gut angenommen wurden, Frau Tires Sohn die Brötchen seitdem von einem Bäcker backen lässt. Der Bäcker wurde davor natürlich auf Herz und Nieren getestet. Der aktuelle Burger ist übrigens eine Kreation aus Pulled Pork, einem Laugenbrötchen und einer Mango-Pfirsich-Salsa … Mhhh …

Da ich darauf achte was ich esse und mehr noch, wissen will wo es herkommt hab ich an dieser Stelle gleich mal nachgefragt, wo Frau Tires die Lebensmittel für ihre Salate und Suppen herbekommt. Am Anfang, sagt sie, kam das Gemüse von einer Freundin die einen riesigen Gemüsegarten hat. Als es dann aber immer mehr und mehr wurde hatte sie die Sachen die fehlten auf dem Markt eingekauft. Aber, und das betonte sie besonders, sie kauft nur regional und eigentlich am liebsten auch nur Bio, einfach so natürlich und ursprünglich wie es nur geht. Ich finde das Klasse!
Und wo wir schon mal dabei waren, hab ich auch gleich noch nach ihren Lieferanten gefragt und auch da hat mich ihre Antwort mehr als begeistert und auch überzeugt. Die meisten ihrer Lieferanten lernt sie auf den Biomessen auf die sie und ihr Sohn oft fahren, kennen. Dann fahren die beiden durch ganz Deutschland und schauen und sich an wie die Lieferanten die sie auf den Messen kennengelernt hat, produzieren. Sie will einfach zu 100 % sicher gehen wer ihr da was liefert.
Manchmal wird sie auch von fremden Lieferanten angeschrieben und die fragen sie dann, ob sie ihre Produkte im Tires verkaufen können.

Die hübschen Dosen mit den gemalten Fischen drauf haben schon die ganze Zeit meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen und Frau Tires erzählte mir dann, dass die Dosen von einem portugiesischen Künstler kommen der sie via Internet kontaktiert hatte und eben auch gefragt hat ob Frau Tires den Fisch in ihrem Laden verkaufen will. Der Künstler bemalt die Dosen von Hand und die Motive darauf bilden den Fisch der sich in der Dose befindet ab, zum Beispiel in Öl eingelegte Sardinen. Natürlich in Feinkostqualität. Bratwurst und Fleisch kommen von einem Metzger aus Thüringen Also sind es alles auch noch „echte“ Sachen, wie in diesem Fall z. B. die original Thüringer. Die Oliven und der Feta in ihrer Kühltheke haben eine ähnliche Geschichte wie die des portugiesischen Künstlers. Die Produkte kommen von El Chesto aus Graz und werden immer frisch aus Griechenland geholt.

Hinter El Chesto stecken zwei Männer die seit über 25 Jahren im Biogeschäft tätig sind. Frau Tires erzählt mir, dass die beiden nie etwas auf Lager haben und die beiden erst anfangen zu produzieren, wenn Sie bei ihnen bestellt. Also frischer geht’s nicht mehr!

Manchmal, sagt Frau Tires, kommen die Lieferanten sogar vorbei und schauen sich ihren Laden an. Der portugiesische Künstler kam zum Beispiel einmal vorbei und war direkt begeistert vom Tires und fand, dass seine Produkte einfach perfekt zum Tires passen und das denke ich auch! Aber auch ihr Bio-Weinhändler und andere ihrer Lieferanten schauten sich das Tires an und waren begeistert, genauso wie ich. Hier fühle ich mich als Kunde einfach aufgehoben. Fast wie das Essen zu Hause „bei Mutti“, da habe ich ja auch nicht alles vorgesetzt bekommen, meine Mutti hat sich immer Gedanken gemacht dass wir Kinder (meine Schwester und ich) was Gutes bekommen. Das bestätigt mir Frau Tires auch nochmal, denn sie ist der Überzeugung, dass wenn man den Menschen etwas Gutes tun kann, das auch machen sollte. Verkaufen, was Sie selber nicht essen würde kommt für Sie gar nicht in Frage! Auch ist es Frau Tires immer wichtig, dass ihre Kunden alle Produkte probieren dürfen und auch sollen.
In diesem Moment schaue ich mich um und frage Frau Tires was sie denn noch so für Produkte hier hat und sie erzählte mir von leckeren französischen Limonaden mit Pampelmuse Geschmack oder Würstchen aus dem Vogtland. Die Geschichte zu den Würstchen folgte zugleich:

Vor drei Jahren hat Frau Tires für sich selber mal eine schöne Haussalami entdeckt die laut ihrer Aussage „mit ganz wenig Fett ist, ziemlich hart wird und dann ganz fein aufgeschnitten werden kann, ist sehr lecker“. Die hatte sie dann mal im Tires aufgehangen und den Kunden dann zum Probieren gegeben. Die waren dann direkt so begeistert, dass sie Frau Tires quasi aus den Händen gerissen wurde.

Auch aufgefallen sind mir die unzähligen, fast schon mystisch aussehenden, Dosen die überall in den Regalen zwischen unzähligen Senf und Chutneysorten standen. Frau Tires klärte mich gleich auf und erzählte mir, dass sich in den Dosen verschiedene Teesorten und Gewürze befinden. Gewürze?! Ich koche unheimlich gerne und das auch gerne mal exotisch, am liebsten Asiatisch und Indisch. Da musste ich natürlich gleich fragen, ob Sie auch Gewürze wie Curcuma, Amchur oder Cumin hat und natürlich hatte sie die. Nur so zur Info: Sonst bestelle ich Gewürze wie Amchur oder Cuminsamen extra aus dem Internet … Wäre ich mal früher hier her gekommen! Nebenbei erzählte mir Frau Tires, dass sie die Gewürze nicht nur verkauft, sondern auch selber zum Kochen verwendet, als wäre das Tires ihre eigene große Küche.
Aber warum eigentlich Feinkost? Für Frau Tires ganz klar: Der Laden ist für Sie einfach etwas Besonderes und deshalb soll es hier auch was Besonderes geben. Dazu gehört auch, dass es viele Produkte immer nur eine gewisse Zeit lang zu kaufen gibt. Was es immer Sommer gibt kann im Herbst also schon wieder aus dem Sortiment draußen sein. Aber auch das finde ich ist einfach eine gute Idee, da kann man sich wenigstens immer auf etwas freuen!

Mein Fazit: lernt das Tires kennen, genießt die selbstgemachten Spezialitäten und die ausgewählten Produkte an einem der schönsten Plätze im Herzen von Wolfenbüttel! Und als kleiner Tipp: Auf der Facebook-Seite von Tires gibt’s es immer Updates über die aktuellen kulinarischen Highlights… 😉

Zur Homepage geht es hier und ja Sie haben sogar eine Facebook-Seite 🙂

Bloggerin: Christin Laubender

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