Das Rittergut Lucklum – immer wieder gut für Überraschungen

Das Rittergut Lucklum - immer wieder gut für Überraschungen

Ob Kulturdenkmal, Location für vielfältige Veranstaltungen oder ein Blick auf dem Weg zum Biohof: Wir haben hinter die Kulissen geschaut und uns von der Güterverwaltung Reinau über die Arbeit am und auf dem Rittergut berichten lassen.

Das Rittergut Lucklum ist einer von 100 zeitORTEn in der Region Braunschweig-Wolfsburg und ein Ort, an dem nicht nur Geschichte erlebbar wird. Wie schon so oft in den vergangenen Jahrhunderten hat sich das Rittergut auch in unseren Tagen wieder einmal neu erfunden.

Im Jahr 1275 haben sich in Lucklum Ritter des Deutschen Ordens niedergelassen. Das Ziel des Ritterordens war die Missionierung der Preußen. Um 1300 entsteht ein geschlossener Hof aus Wohn- und Verwaltungsgebäuden. Die Dorfkirche von Lucklum existierte damals schon, sie wurde einige Jahre später in eine Ordenskapelle umgewandelt und ging in das Eigentum der Deutschordenskommende über.

Außenansicht der Kapelle des Rittergutes Lucklum
Die Kapelle des Rittergutes Lucklum (Foto: Beate Ziehres)

Mehr als 700 Jahre Leben auf dem Rittergut

Die Geschichte ist bekannt. Auch dass seit jener Zeit die Gutsherren gekommen und gegangen sind und die unterschiedlichsten Ziele verfolgt haben. Heute treffe ich auf dem Rittergut Menschen mit einer ganz eigenen Mission: Sie wollen die altehrwürdigen Gemäuer, den Hof, den Park und das Land bewirtschaften, erhalten und beleben.

„Wir sind bestrebt, alle Flächen zu nutzen. Denn je intensiver Gebäude und Freiflächen genutzt werden, desto besser bleiben sie erhalten“, erklärt Cläre Lindenmaier. Sie verantwortet den Bereich Gastronomie der EventGut Lucklum GmbH & Co. KG, einem Tochterunternehmen der Güterverwaltung Reinau. Gastronomie und Veranstaltungen auf dem Rittergut sind einer von mehreren Wegen, die historische Anlage mit Leben zu füllen.

„Das Rittergut wird in der Öffentlichkeit als Kulturdenkmal wahrgenommen“, sagt Cläre Lindenmaier. Diesen Eindruck untermauert auch mein kurzer Blick in den Veranstaltungskalender: Es gibt öffentliche Führungen über das Rittergut, durch den Rittersaal mit der imposanten Bildergalerie und sogar auf die Dachböden. Im Rittersaal finden klassische Konzerte statt und im Hof Open Air Konzerte.

Das Rittergut auf dem Weg zum Biohof

Doch der zweite Blick auf den Reigen der geplanten Veranstaltungen offenbart ein besonderes Anliegen. „Eigentlich sind wir ein großer Bauernhof“, scherzt Helmut Gockel, Geschäftsführer der Güterverwaltung Reinau. Das Rittergut ist Hauptsitz eines land- und forstwirtschaftlichen Betriebs, der sich auch mit der Erzeugung erneuerbarer Energien beschäftigt. Helmut Gockel nennt die Beteiligung an einer Biogasanlage sowie an  Photovoltaik und Windenergiegewinnung. Aber auch Holz spielt eine Rolle: Ab der Heizperiode 2019/2020 sorgt die neue hauseigene Hackschnitzelanlage für Wärme auf dem Rittergut.

Insgesamt bewirtschaftet die Güterverwaltung Reinau neben dem gutseigenen Wald mehrere hundert Hektar Ackerflächen in Lucklum und in Beierstedt. Auf den Äckern gedeihen Weizen, Rüben, Mais und Gerste. Außerdem nennt der Betrieb 14 Dexter-Weiderinder sein Eigen. Das Fleisch der Rinder wird ebenso wie Wild aus dem Wald direkt ab Hof verkauft.

Doch Helmut Gockel hat Neuigkeiten: „Die Landwirtschaft in Lucklum wird ab Sommer als Biobetrieb im Naturland-Verbund geführt. Auf den Lucklumer Flächen werden wir dann ökologischen Landbau betreiben und in drei Jahren zertifiziert sein“, erklärt er. Auch die Waldflächen werden nach neuesten Erkenntnissen nachhaltig bewirtschaftet.

„Als Rittergut wollen wir Land- und Forstwirtschaft erlebbar machen und die Themen Nachhaltigkeit und Regionalität in den Vordergrund stellen“, erklärt Cläre Lindenmaier. So schließt sich der Kreis und hinter den Veranstaltungen auf dem Rittergut wird ein klares Konzept erkennbar.

Bereits jetzt werden im Café des Rittergutes einige regionale Erzeugnisse angeboten.
Bereits jetzt werden im Café des Rittergutes einige regionale Erzeugnisse angeboten. (Foto: Beate Ziehres)

Lucklumer Holzmarkt und Parkromantik

Da ist beispielsweise der Lucklumer Holzmarkt, der im vergangenen Herbst erstmals stattgefunden hat. „Mit dem Holzmarkt wollen wir verdeutlichen, was zur Waldwirtschaft gehört, aber auch die Schönheit der Natur zeigen. Im Prinzip dreht sich beim Holzmarkt alles ums Landleben“, erklärt Lindenmaier. So konnten die Besucher einen „Harvester“ und Kettensägen-Künstler bei der Arbeit beobachten. In diesem Jahr wird ein Böttcher anwesend sein, dessen Programm sich vorwiegend an Kinder und Jugendliche wendet.

Auch die Jägerschaft, die Landesforsten und Imker beteiligen sich am Lucklumer Holzmarkt. Die Besucher können das Fleisch des Dexter-Rindes probieren oder sich selbstgekochte Kürbissuppe schmecken lassen. „Unsere Veranstaltungen sollen unterscheidbar sein“, betont Cläre Lindenmaier.

Im Mai wird der Park des Ritterguts Schauplatz einer Premiere: Zwischen alten Bäumen, einem Teich und dem historischen Gutshaus mit der großen Terrasse findet der erste Gartenmarkt mit dem Titel „Parkromantik“ statt. Ich habe den Park schon einmal im Sommer besichtigt und war begeistert von der zauberhaften Atmosphäre. Deshalb kann ich mir richtig gut vorstellen, hier zu bummeln, ein paar Pflanzen und vielleicht ein Dekorationsobjekt für meinen Garten zu kaufen.

 

Slow Food Genussmarkt zu Gast auf dem Rittergut

Auf dem Veranstaltungsprogramm steht außerdem der 10. Braunschweiger Slow Food Genussmarkt mit teilweise vergessenen regionalen Köstlichkeiten wie alten Tomatensorten. Hier verspricht Cläre Lindenmaier ein Landerlebnis für alle Sinne und speziell für den Gaumen. Ein Kunsthandwerkermarkt rundet die Ereignisse auf dem stimmungsvollen Hof ab.

„Das Rittergut ist ein ganz besonderer Arbeitsort. Es hat ein besonderes Flair mit allen Stärken und Schwächen. Und es bietet unendlich viele Möglichkeiten“, verrät Cläre Lindenmaier. Damit meint sie die vielen Ideen, die hier geboren werden und die es nach und nach zu verwirklichen gilt.

Doch auch die Mitarbeiter erleben hier immer wieder Überraschungen. So wurde unlängst bei Sanierungsarbeiten festgestellt, dass das Gutshaus früher zwei Türme hatte. Bisher war man nur von einem Turm ausgegangen. Auch das Wissen, dass es früher einen Obst- und Gemüsegarten mit Spalierobst gab und dass die Dachböden schier unendliche Platzreserven bieten, beflügelt die Phantasie. „Das ist hier eine sehr spannende Aufgabe“, schließt Cläre Lindenmaier und ich sehe in ihren Augen, dass sie schon darüber nachdenkt, was als nächstes geschehen könnte.

 

Auf einen Blick: Veranstaltungen auf dem Rittergut Lucklum

  • 15. Februar 2019, 19 Uhr: „Ist der ländliche Raum noch ‚Nahversorger’?“ – Themenabend des Vereins Slow Food
  • 10. bis 12. Mai 2019, 10 bis 18 Uhr: Gartenfestival „Parkromantik“
  • 19. Mai 2019, 11 bis 18 Uhr: Singende Landschaft – rund um das Singen und die Stimme
  • 19. Juli 2019, 20 Uhr: Open Air auf dem großen Wirtschaftshof mit Fee – total recall
  • 4. August 2019, 11 bis 18 Uhr: Kunsthandwerkermarkt „arte factum“
  • 8. September 2019, 11 bis 17 Uhr: Slow Food Genussmarkt
  • 12. und 13. Oktober 2019, 10 bis 18 Uhr: Lucklumer Holzmarkt

Dieser Bericht ist zuerst erschienen auf dem Blog von zeitORTE.de – hier geht es zu vielen weiteren Berichten „hinter den Kulissen“ der zeitORTE