Home Office ist ja ganz nett. Doch nach einer gewissen Zeit stellt sich heraus: Es ist einsam zuhause. Ich vermisse den Austausch mit den Kollegen. Und der Esstisch ist irgendwie nicht für die Arbeit am Laptop gebaut, weshalb nach ein paar Stunden mein Nacken schmerzt. Als ich mich gerade ein bisschen selbst bedauere, ruft Arne an. Richtig! War hatten ja einen Telefontermin.
Dann erzählt Arne von seinem eigenen Arbeitsplatz: dem Coworking-Space DSTATION KreativCampus in Schöppenstedt. Sein Bericht klingt in meinen Ohren wie der Himmel auf Erden. Auf dem KreativCampus gibt es rückenfreundliche Stühle und ebensolche Schreibtische, Highspeed-Internet, Kaffee-Flatrate, Druck-Flat und einen Garten zum Arbeiten und Entspannen.
Doch damit nicht genug: „Unser wichtigstes Ziel ist die Community, die sich entwickeln soll“, sagt Arne. Ahh! Ich verstehe: Gleichgesinnte aus ganz unterschiedlichen Bereichen arbeiten hier zusammen. Sie teilen sich vielleicht ein Büro, auf jeden Fall die Kaffeeküche und Besprechungsräume. Und sie treffen sich auf der Terrasse, um mittags gemeinsam zu essen oder draußen in der Natur neue Ideen zu entwickeln.
Neue Kolleginnen und Kollegen willkommen
30 Arbeitsplätze bietet der Coworking-Space auf dem Land derzeit, einige sind noch frei. Konferenzräume, eine perfekt ausgestattete Werkstatt und Büros – all das steht Arne sowie seinen beiden Kolleginnen Gustel und Kerstin zur Verfügung. Neue Co-Worker sind also willkommen.
Im Mai 2020 haben Ralph und Imke Dreßler den DSTATION KreativCampus auf dem Dreiseithof im Herzen Schöppenstedts eröffnet. Der Hof ist gleichzeitig Firmensitz ihres Unternehmens, der Dressler Automation GmbH. „Wir müssen noch viel Aufklärungsarbeit leisten, um Nachfrage zu generieren“, sagt Arne. Er heißt mit vollem Namen Arne Brökers, ist Projektleiter des Coworking-Spaces und auch für die Kommunikation zuständig.
Arne Brökers Ralph und Imke Dreßler
In großen Städten sind Coworking-Spaces – also Orte, an denen man sich einen Arbeitsplatz für kurze oder längere Zeit mietet und die Infrastruktur gemeinsam nutzt – inzwischen gang und gäbe. Bekannte Beispiele sind die „Factory“ in Berlin oder der „Hafven“ in Hannover. Startups, Freelancer und etablierte Unternehmen können sich hier miteinander austauschen. In Coworking-Spaces finden sie die besten Voraussetzungen, um kreativ und produktiv zu werden.
Arbeiten ohne Ablenkung, Feierabend im Grünen
Der DSTATION KreativCampus hat durch seine Lage auf dem Land noch mehr zu bieten. „Wir sehen uns beispielsweise auch als idealen Rückzugsort für ein Team, das für eine Weile konzentriert und ohne Ablenkung arbeiten möchte. Dafür kann ich mir keinen besseren Ort vorstellen als das ländliche Idyll hier. Und den Feierabend verbringt man direkt im Grünen“, schwärmt Arne.
Besprechung in angenehmer Atmosphäre / Dressler Automation Sogar eine Wohnung steht für Gäste bereit / Dressler Automation
Bei dieser Vorstellung bekomme ich Lust auf vorabendliche Exkursionen in die Natur – zu Fuß oder mit dem Fahrrad. Aber noch ist es nicht soweit. Deshalb frage ich Arne, ob nicht möglicherweise der Gedanke hinter dem KreativCampus steht, Fachkräfte für das Leben zwischen Elm und Asse zu begeistern. Und tatsächlich: „Unser Wunsch ist, dass sich in der Umgebung weitere Unternehmen ansiedeln. Wir wollen mit unserem Angebot die Abwanderung von Fachkräften vermeiden und so die Einwohnerzahl konstant halten“, erklärt der Projektleiter.
„Die dörflichen Regionen für kommende Generationen attraktiv zu machen und vor allem zu erhalten, kann nur von Innovativen aus dem ländlichen Raum selbst kommen. Nur das ist authentisch und bringt den gesellschaftlichen Mehrwert, den wir auch für unser eigenes Unternehmen suchen“, sagt Ralph Dreßler, Geschäftsführer des DSTATION KreativCampus.
Ein DigitalHub in Schöppenstedt
Die Dreßlers sind gut vernetzt in der Szene der nachhaltigen Startups. Deshalb ist ihr Ziel, junge Freelancer und Gründer in die Region zu bringen. Im DSTATION KreativCampus finden sie einen Platz zum Arbeiten, ohne sich in Unkosten stürzen zu müssen.
Dass die Region von innovationsstarkem Zuwachs profitiert, weiß man auch in der Kreisstadt Wolfenbüttel. Gemeinsam mit der Stiftung Zukunftsfonds Asse haben die Dreßlers nun eine Idee entwickelt: Als DigitalHub soll der Coworking-Space DSTATION KreativCampus für die Elm-Asse-Region eine Anlaufstelle im Bereich Digitalisierung werden. Das Niedersächsische Digitalisierungsministerium unterstützt den Aufbau des Hubs im Landkreis Wolfenbüttel mit einer mittleren sechsstelligen Summe.
Ort für neue Art der Zusammenarbeit
„Mit dem DigitalHub wird ein zentraler Innovations- und Transferknotenpunkt für die digitale Transformation im ländlichen Raum geschaffen. Er ist ein wichtiger Baustein für das Leitprojekt ‚Innovationsförderung und Gründungsunterstützung’ unserer Stiftung. Es entsteht ein Ort für eine neue Art der Begegnung und der Zusammenarbeit, in dem die Arbeitswelt transformiert wird“, sagt dazu Wolfenbüttels Landrätin Christina Steinbrügge, Vorsitzende der Stiftung Zukunftsfonds Asse.
Für den Betrieb des DigitalHubs soll der Coworking-Space baulich noch erweitert werden. Es ist vorgesehen, in diesem Herbst mit dem Umbau zu beginnen. Nach Abschluss der Arbeiten stehen mehr als 100 Arbeitsplätze auf über 1000 Quadratmetern zur Verfügung. Die neu gestalteten Räumlichkeiten werden – ebenso wie der schon im vergangenen Jahr eingeweihte erste Abschnitt des Coworking-Spaces – zeitgemäßes und urbanes Arbeiten auf dem Land ermöglichen. Bereits jetzt verfügt der Campus über eine moderne technische Ausstattung und eine hervorragende Internet-Anbindung.
Lab4Land-Accelerator findet im Sommer statt
Ein zentrales Element des DigitalHub ist der in diesem Jahr bereits zum zweiten Mal stattfindende Lab4Land-Accelerator. Interessierte Teams aus ganz Deutschland werden im Sommer gemeinsam in Schöppenstedt ihre Projekte und Geschäftsideen weiterentwickeln. Das Accelerator-Programm läuft vom 23. August bis zum 17. September 2021 auf dem DSTATION KreativCampus.
„In diesen vier Wochen leben und arbeiten die Teams in mitten in der Natur. Hier erhalten sie Unterstützung und können sich und ihre Ideen wachsen lassen“, beschreibt Arne das Accelerator-Programm. Das Motto lautet in diesem Jahr „Innovativ. Nachhaltig. Ländlich.“ Die inhaltlichen Schwerpunkte liegen auf der regenerativen Landwirtschaft, der Energiewirtschaft, der Kreislaufwirtschaft, dem Zugang zur Gesundheitsfürsorge, Naturschutz, Kunst, Kultur und Medien.
Neben dem Coworking Space DSTATION KreativCampus tragen die Stiftung Zukunftsfonds Asse und die Projektagentur Wolfenbüttel das Lab4Land-Programm. Während des Accelerators erhalten die Teams Zugang zu einem Netzwerk von Unterstützern, Mentoren und potenziellen Geschäftspartnern.
Doch die Macher des DSTATION KreativCampus haben weitere Ideen, wie die „urbane Arbeitsstätte auf dem Land“, wie Arne sagt, mit Leben gefüllt werden soll. „Wie haben tolle Möglichkeiten für Veranstaltungen im Freien“, hebt er hervor und erwähnt kleine Konzerte und Vernissagen.
Pandemie als Game Changer
Auf den Coworking-Space hat sich die Pandemie zunächst wie ein Hemmschuh ausgewirkt. In Zeiten, in denen es am sichersten erscheint, alleine zuhause zu arbeiten, ist die Hürde groß, sich in einem Coworking-Space einzumieten. „Corona ist eine Herausforderung für uns“, sagt Arne.
Gleichzeitig rechnet er aber damit, dass die Pandemie für den KreativCampus zum Game Changer werden könnte. „Inzwischen ist mobiles Arbeiten gewissermaßen verordnet. Aber gerade auf dem Land ist die Infrastruktur nicht überall so weit entwickelt, wie es zum Arbeiten notwendig wäre“, sagte Arne und spielt damit auf teilweise schlechte Internetverbindungen an. „Die Leute haben keine Lust mehr auf Home Office, sie wollen Tapetenwechsel und frische Luft“, so Arne. Recht hat er. Ich wünsche mir vor allem wieder den direkten Austausch mit anderen Menschen. Und zwar umgehend.