Wieder einmal habe ich in diesen Tagen die Wanderschuhe geschnürt, um das Nördliche Harzvorland zu Fuß zu erkunden. Mein Ziel ist Liebenburg – ein schönes Fachwerkstädtchen mit einem Schloss und alter Bergbautradition. Nach meiner Lost-Places-Tour zur Grube Fortuna kehre ich im wiedereröffneten Waldcafé ein. Die neuen Besitzer der Gaststätte, die jetzt Waldcafé & Hüttenzauber heißt, verwöhnen die Gäste mit Schmankerln nach Allgäuer Art.
Schon bei meiner Ankunft in Liebenburg fallen mir die einladenden Sitzplätze unter den Bäumen auf. Richtig idyllisch sieht das aus, aber ich will erst das schöne Wetter für eine kleine Wanderung zur Grube Fortuna nutzen. Denn von Westen nähern sich schon bedrohlich dunkle Wolken.
Beate Hoffmann, die neue Gastgeberin im Waldcafé & Hüttenzauber Liebenburg, zeigt mir noch den Weg zur Grube Fortuna. Ich starte auf dem Parkplatz in Richtung Osten und überquere dann den kleinen Bach zu meiner Rechten über eine Mini-Brücke. Nun geht es auf einem schmalen Weg am Waldrand bergauf, bis ich auf einen gut ausgebauten Waldweg komme.
Wanderung zur Grube Fortuna
Dieser führt in südlicher Richtung geradewegs zur ehemaligen Schachtanlage Grube Fortuna. Nach etwas mehr als 30 Minuten erblicke ich mein Ziel schon. Die Betriebsgebäude des 1963 stillgelegten Eisenerzbergwerkes versprühen morbiden Charme. Ich erkunde zuerst das Areal rund um Schachthalle und Fördermaschinenhaus des Schachts Fortuna 2.
Die Grube Fortuna 2 ist seit den 1960er-Jahren stillgelegt. / Beate Ziehres An der Grube Fortuna 2 / Beate Ziehres Ehemaliges Betriebsgebäude / Beate Ziehres Erzbunker an der Grube Fortuna 2 / Beate Ziehres An der Grube Fortuna 2 wurde offensichtlich auch Musik gemacht. / Beate Ziehres
Die Grube Fortuna 2 wurde ab 1954 erschlossen. Der fünf Meter weite Schacht reichte bis zu einer Tiefe von 440 Metern. Das hier gewonnene Erz wurde in Salzgitter-Watenstedt zu Luppen mit einem Eisengehalt von 92 Prozent verarbeitet und anschließend ins Ruhrgebiet geliefert. Doch 1961 beschlossen die wichtigsten Stahlunternehmen im Ruhrgebiet, keine deutschen Eisenerze mehr zu verarbeiten. Sie waren zu teuer geworden. Deshalb wurde die Grube Fortuna stillgelegt.
Industriegeschichte im Nördlichen Harzvorland
Südlich der Grube Fortuna 2 liegen auf der rechten Seite das ehemalige Verwaltungsgebäude und die Kaue. Dahinter erhebt sich der ehemalige Erzbunker. In diesem Bereich arbeiten jetzt offensichtlich andere Unternehmen.
Nach einem Wohnhaus biege ich rechts ab, um zu den Betriebsgebäuden der Grube Fortuna 1 zu kommen. Hier wurde vor allem während des 2. Weltkriegs im Untertagebau Eisenerz abgebaut. Die Grube Fortuna war die größte im südlichen Salzgitter-Höhenzug.
Ehemaliges Betriebsgebäude an der Grube Fortuna. / Beate Ziehres Gleise zum Abtransport des Erzes an der Grube Fortuna / Beate Ziehres Überreste an der Grube Fortuna. / Beate Ziehres
Nach einer kurzen Erkundung trete ich den Rückweg nach Liebenburg an. Diesmal nehme ich nach der eingezäunten Weide nicht den Abzweig rechts, von dem ich gekommen bin. Stattdessen folge ich immer dem kleinen Bach, bis ich auf der linken Seite die Poststraße sehen kann. Der Bach fließt nun auf der Rückseite der Gaststätte Waldcafé & Hüttenzauber entlang. Ich gehe hingegen noch ein paar Meter auf dem Fußweg, um zum Haupteingang der Gaststätte zu kommen.
Idyllischer Laubwald / Beate Ziehres Mähdrescher in Aktion / Beate Ziehres Café am Wald / Beate Ziehres
Waldcafé hat wieder geöffnet
Hier erwartet mich Beate Hoffmann bereits mit einem kühlen Getränk. Ich erfahre, dass sich die wiedereröffnete Gaststätte schon großen Zuspruchs erfreut. „Viele Gäste kommen aus Liebenburg oder aus den Nachbarorten. Von Salzgitter-Bad erreicht man uns ebenfalls gut zu Fuß oder mit dem Fahrrad. Die Leute kennen das Waldcafé einfach von früher“, berichtet Beate Hoffmann.
Die neue Wirtin ist gegenüber der Gaststätte aufgewachsen, ihre Familie war mit den ehemaligen Eigentümern befreundet. In 33 Jahren hatten die Gründer das Waldcafé zu einem Kultlokal entwickelt. Als sie sich aus gesundheitlichen Gründen zurückzogen, ging es bergab mit dem Waldcafé. Nun ist es als Waldcafé & Hüttenzauber Liebenburg zu neuem Leben erwacht.
„Wir wohnen seit August des vergangenen Jahres hier im Haus“, sagt Dirk Hoffmann. Zwischenzeitlich hat das Paar die Küche auf Vordermann gebracht, einen Gastraum neu ausgestattet, das Grundstück wieder in einen tollen Garten verwandelt und den Biergarten angelegt.
Biergarten / Beate Ziehres Biergarten des Waldcafé & Hüttenzauber Liebenburg / Beate Ziehres Tischdekoration / Beate Ziehres
Mit dem Kauf der Gaststätte haben sich die Hoffmanns einen Traum erfüllt. „Die Gäste sollen sich bei uns wohlfühlen“, betonen die Beiden. Das Ambiente im Haus und im Garten, die liebevolle Dekoration, ein kleines Hütten-Lädchen und allem voran die Speisekarte folgen dem Thema „Bergwelt“. Auch der Namenszusatz „Hüttenzauber“ deutet auf das gastronomische Konzept der Hoffmanns hin.
Schmankerln aus der Allgäu
Auf der Karte stehen Jausen und Brotzeit sowie Schmankerln, die man sonst nur aus dem Alpenvorland kennt. Es gibt Leberkäse Allgäuer Art und einen Hütten-Burger, dessen Herzstück ebenfalls gebratener Leberkäse ist. Zum Leberkäse kommen selbstgemachter Krautsalat, Gurke und ein spezielles Honig-Senf-Dressing aufs Laugenbrötchen.
Zusätzlich haben die Hoffmanns eine saisonale Speisekarte erstellt, auf der jetzt im Sommer Gerichte mit Pfifferlingen und Matjes stehen. „ Die Leute lieben unser Rumpsteak mit gebratenen Pfifferlingen, Kartoffelgratin und Kräuterbutter“, freut sich Beate Hoffmann. Doch auch der Gedanke an Bandnudeln mit Pfifferling-Rahmsoße und Salat lässt mir das Wasser im Mund zusammenlaufen.
„Unser Koch macht alles selbst und frisch, er filetiert sogar den Lachs. Seine Schnitzel sind superdünn und frisch geklopft. Sie kommen bei den Gästen sehr gut an“, erzählt Beate Hoffmann weiter. Zur Kaffeezeit sind übrigens traditionell Torten das Highlight. Wie es die Gäste seit Jahrzehnten im Waldcafé gewohnt sind, werden die Torten und viele Kuchen hausgemacht. „Die Flockentorte gibt es hier schon seit 30 Jahren. Deshalb mache ich sie natürlich auch.“ Als absoluten Verkaufsschlager nennt Beate Hoffmann ihren Mohn-Käsekuchen.
Hausgemachtes Essen und Veranstaltungen
Neben gutem Essen wollen die Hoffmanns auch verschiedene Veranstaltungen in Liebenburg etablieren. „Sobald es geht, wird es an jedem ersten Samstag im Monat Livemusik und Tanz geben. Außerdem denken wir an ein Oktoberfest und einen kleinen, gemütlichen Weihnachtsmarkt. Immer vorausgesetzt, dass die Corona-Regeln es zulassen“, fügt Dirk Hoffmann hinzu.
Empfang / Beate Ziehres Gastraum / Beate Ziehres Detail im Waldcafé & Hüttenzauber Liebenburg / Beate Ziehres Gastraum mit Kaminofen / Beate Ziehres Schnittchen / Beate Hoffmann Hütten-Lädchen / Beate Ziehres Der Tisch ist gedeckt für eine Feier. / Beate Hoffmann
Bis es soweit ist, dürfen sich die Gäste über die ganztägige Happy Hour am Samstag freuen. Alle Cocktails – mit und ohne Alkohol – sind an diesem Tag für 5 Euro erhältlich. Dazu kommen unterschiedliche Happy-Hour-Aktionen an den anderen Tagen.
Im familienfreundlichen Biergarten neben dem Haus stauen die Kinder den kleinen Bach in schönster Bibermanier mit Ästen. Und schon demnächst dürfen die Kleinen in einem großen Sandkasten kreativ werden. Die älteren Generationen genießen das Idyll im Biergarten vor dem Haus und freuen sich an den bunten Blumen. So kommt hier im Waldcafé & Hüttenzauber Liebenburg jeder zu seinem Recht.
Öffnungszeiten:
Mittwoch und Donnerstag ab 14 Uhr
Freitag bis Sonntag ab 11.30 Uhr
Durchgehend warme Küche bis 21 Uhr
Feierlichkeiten sind buchbar bis 50 Personen
Waldcafé & Hüttenzauber Liebenburg
Poststraße 2
38704 Liebenburg
Telefon 05346-3009666
www.waldcafe-liebenburg.de
Stempelsammler-Tipps für Liebenburg
Ambitionierte Wanderer können während eines Ausflugs nach Liebenburg gleich vier Stempel für den ILE-Freizeitstempel-Pass sammeln.
· Station 3 Schloss und Skulpturenpark Liebenburg
· Station 4 Schröderstolle Liebenburg
· Station 5 Königswelle/ Bockwindmühle umgelegt auf den Lewer Platz/ Gemeinde Liebenburg
· Station 6 Gipskuhle Heimrode Liebenburg, umgelegt zum Feuerwehrgerätehaus Othfresen
Mehr Informationen unter https://www.noerdliches-harzvorland.com/natur-aktiv/wandern/stempelstellen