1899 Das Ferienhaus der Extraklasse

Titelbild 1899 Das Ferienhaus

Am Fuße der Asse, in Wittmar, gibt es ein Ferienhaus der Extraklasse. »1899« heißt es, und es weiß Geschichten zu erzählen.

Häuser können eine Geschichte erzählen

Häuser sind wie Bäume. Sie wachsen, freilich die einen schneller und die anderen langsamer. Irgendwann sind sie ausgewachsen, aber verändern sich trotzdem ganz allmählich. Und sie können Geschichten erzählen.

Als Maren Matz-Volkers und Sven Volkers das Haus auf dem Asseweg 16 in Wittmar 2017 das erste Mal gesehen hatten, muss ihnen dieser Gründerzeitbau so etwas zugeraunt haben. Denn sie entschieden sich dafür, mit ihm ihr Projekt zu verwirklichen.

Die Zeiten ändern sich

Fünf Jahre später treffen wir uns dort, wo vor über 100 Jahren fleißige Beamte der Kali Bergbaugesellschaft gewohnt hatten, die ihre Versetzung vermutlich als kleine Strafe ansahen. 150 Einwohner hatte der Ort am Fuße der Asse, bevor der Bergbau begann. Der Boden war sumpfig, die Menschen misstrauisch.

Während heute stündlich ein Bus das Dorf anfährt und man mit dem Auto in maximal einer Stunde einen Radius von Harz, Braunschweig oder Wolfsburg erreichen kann, war damals schon die Fahrt ins 8 Kilometer entfernte Wolfenbüttel ein Ansinnen.

Warmes Licht

Ich habe direkt vor dem Haus einen Parkplatz gefunden und werde von einem warmen Licht aus den nach oben hin gewölbten Fenstern empfangen. An dem jetzigen Ferienhaus, das den Namen »1899« trägt, hängt die andere Doppelhaushälfte.

Links ein sattes Gelb und dunkle Ziegel. Rechts, mein Ziel: ein helles Gelb mit einem roten Dach. Ich gehe über die großzügige Einfahrt eine Sandsteintreppe hoch zur Eingangstür, durch deren Glaseinfassungen ich schon etwas vom Innern erahnen kann.

Einfach gern Gastgeber sein

Ich klopfe, die Tür ist offen. Im schmalen, hohen Flur – rechts führt gleich eine gewundene helle Holztreppe in den ersten Stock – begrüßt mich die Hausherrin. Ein kurioses Wort, schießt es mir durch den Kopf, während wir uns begrüßen.

Diese Begrüßung von Maren Matz-Volkers wirkt auf mich ebenso souverän wie freundlich. »Uns macht es einfach Spaß, Gastgeber zu sein«, meint sie und bittet mich herein. In der Küche wartet ihr Mann Sven.

Die Küche – das Herz des Hauses

»Ich bin normalerweise mehr für das Administrative zuständig, meine Frau empfängt unsere Gäste und macht die Hausführungen«, erklärt er die Aufgabenteilung. Der erste Weg führt uns in die Küche, das Herzstück des Hauses.

Sven Volkers, selbst leidenschaftlicher Hobbykoch, hat sich mit diesem Projekt seinen Traum verwirklicht. Zwei Herde in der Mitte bilden das Zentrum dieser Kochwerkstatt. Denn nicht nur die Feriengäste können sich hier austoben.

1899 Das Ferienhaus der Extraklasse

Hier kann nach Lust und Laune gekocht werden

In gästefreien Zeiten kocht Sven Volkers gelegentlich mit Freunden oder Köche leiten kleine Gruppen in Kochevents an, die jenseits von üblichen Kochkursen gern zusammen genießen. Für den Urlaub stelle ich mir das traumhaft vor. Eine gute Küchenausrüstung ist die halbe Miete.

Und egal, ob es die modernen Induktionsherde sind, die beiden Backöfen mit Mikrowelle bzw. Dampfgarer oder die Küchenausrüstung. Hier kann man sofort loslegen. Selbst gute Küchengewürze sind schon da. In den Vegetationsmonaten kann das kleine Kräuterbeet an der Terrasse genutzt werden.

Die Saunalandschaft

Weil es schon früh dunkel wird, gehen wir erst in den Garten. Eine großzügige Terrasse mit feinem Grill lädt zum Verweilen ein. Im hinteren Bereich des Gartens gibt es noch eine Sitzecke. Zentraler Mittelpunkt ist ein alter Apfelbaum.

Spätestens als wir in den Schuppen kommen, wird mir klar, warum dieses Ferienhaus satte fünf Sterne bekommen hat. Denn hinter der unscheinbaren Holztür verbirgt sich eine edle, kleine Saunalandschaft mit allen Möglichkeiten der Wasserbenetzung.

Alles ist stimmig im Urlaubsdomizil

Das wäre bei diesem Wetter mein erster Weg. Stattdessen führen wir jetzt den Rundgang weiter. Was mir auffällt, ist diese ungeheure Stimmigkeit des Ganzen: nichts Abgelegtes, Zufälliges. Alles sieht so so aus, als müsste es dort sein.

»Wir wollten ein Ferienhaus anbieten, wie wir uns es immer gewünscht haben«, erklären die beiden. Und das spüre ich. An der kleinen Bar mit Siebträgermaschine lässt sich das Licht individuell einstellen. Über die Sonos-Boxen läuft gute Musik.

Der Barbereich

Hier lässt sich an den Barhockern warten, bis das Essen aus dem Ofen kommt. Wer es bequemer haben möchte, macht es sich in der Sitzecke neben der Bar gemütlich. Hier schafft ein schwerer Vorhang Behaglichkeit, während es sonst im Erdgeschoss erfreulich nüchtern zu geht.

Nicht überall Deckchen und Kisschen. Stattdessen klare Linien, edles Design und schöne Möbel. Im Esszimmer, das gleichzeitig als Seminarraum gebucht werden kann, schafft ein kleiner Ofen Atmosphäre. Und auch hier begeistern mich wieder die Details.

Arbeiten oder ausruhen

Die Decke ist mit einem besonderen Schall dämpfenden Material ausgekleidet. »Damit es nicht so laut wird bei einer Besprechung«, erläutert Sven Volkers. Aber genauso für eine festliche Tafel oder eine Spielerunde kann ich mir dies an dem großen, selbst entworfenen Tisch gut vorstellen.

Der kleine Fernsehraum, früher die Küche, ist ebenfalls klasse. Schmal und lang erstreckt sich ein Sofa, auf dem man sich nach Herzenslust herumlümmeln kann – egal ob der Fernseher läuft oder ob man sich mit Buch oder elektronischen Medien beschäftigt. Unter dem Sofa gibt es Steckdosen, damit der Saft nicht ausgeht.

Der Schlafbereich

Wir gehen über die Holztreppe nach oben, und ich möchte wissen, wie sich die Umbaumaßnahmen gestaltet haben. Ein gutes Jahr entkernte die ganze Familie das Gebäude, legte Altes frei und integrierte es mit neuen Elementen. Es ist wirklich unser Projekt geworden, resümiert Maren Matz-Volkers.

1899 Das Ferienhaus der Extraklasse

So haben alle drei Zimmer mit jeweils zwei Schlafplätzen ihre speziellen Namen und ihre Liebhaber. Da ist das Eisenbahnzimmer. Hier habe der Vorbesitzer seine Modelleisenbahn stehen gehabt, erzählt Sven Volkers. In diesem Raum gibt es getrennte Betten.

Bismarck und Garten

Im Bismarckzimmer, das einen direkten Ausblick auf den Turm in der Asse zulässt, der nach dem »Eisernen Kanzler« benannt wurde, gibt es ein Doppelbett. Ebenso im Gartenzimmer. Von hier aus kommt man über eine Art Leiter-Treppe in ein kleines Eckchen ausgebauten Daches, indem es sich herrlich chillen lässt.

Was mir besonders gefällt, das sind die beiden Badezimmer mit ihrem freigelegten alten Dachtragwerk, das daran erinnert, wie viel Handwerkskunst in einem Haus dieser Güte damals steckte. Modernes und Altes bilden ein harmonisches Ganzes.

Die beiden lieben ihr Ferienhaus

Ich kann bei der Führung in jedem Satz spüren, die beiden lieben ihr Haus. Wir sitzen inzwischen am großen Konferenztisch, Kaffeeduft durchströmt der Raum. Es ist dunkel geworden. »Das ist bei aller täglichen Arbeit unser Hobby, unser Ausgleich», begründen die beiden, warum man sich so viel Mühe antun kann.

Dass man so ein Ferienhaus ausgerechnet in Wittmar anbietet, mutet nur auf den ersten Blick kurios an. Ich wohne in Groß Denkte, also im direkten Nachbarort. Und jedes Mal, wenn ich die Asse hochgehe, denke ich: Schöner kann es im Urlaub nicht sein.

Die Asse – ein echtes Kleinod

Und das gilt für Wittmar genauso. Die Asse, das kann ich ganz bescheiden sagen, ist ein Kleinod. Da gibt es die Liebesallee am Ortsrand von Wittmar, das alte Waldgasthaus, was bald wieder eröffnet wird. Den Bismarckturm, die Asseburg-Ruine.

Zwischen dem Turm und der Burg hat man einen sensationellen Blick auf den Harz. Die Asse, das sind alte Buchenbestände, seltene Pflanzen wie der Lerchensporn. Sie bietet die Möglichkeit für eine rund 13 km lange Wanderung oder für kleinere Spaziergänge – und das in traumhafter Umgebung.

Viele touristische Möglichkeiten

In Wittmar gibt es ein kleines Weingut für Obstweine, ein tolles Cafe, im Nachbarort Groß Denkte einen Erlebnisbauernhof. Von hier aus kann man, wie ich oben schon schrieb, Kultur und Natur im Radius einer Stunde erreichen: Wernigerode, Bad Harzburg, Goslar im Süden.

Auch in den Salzgitter Bergen lässt sich wunderbar Fahrradfahren, wandern und Kultur erleben. Da ist Braunschweig, Wolfenbüttel, Helmstedt, der Naturpark Elm-Lappwald und natürlich die moderne Metropole Wolfsburg. Und selbst Hannover ist gut zu erreichen.

Der Bezug zur Region

Messebesucher hätten sich schon eingemietet, erfahre ich. So eignet sich das Ferienhaus 1899 für große Familien, für Gruppen, aber genauso für den Seminarraum für Firmen als Besprechungsort außerhalb der üblichen vier Wände.

Die Kochwerkstatt und die Möglichkeit, hier etwa eine kleine Familienfeierlichkeit auszurichten, integriert das Projekt in die Region. Erst kürzlich hätten Stammgäste in der Küche für die »Diamantene Hochzeit« ihrer Eltern, die im Landkreis Wolfenbüttel leben, ein Menü als Überraschung gezaubert.

Vom Zauber des Hauses angesteckt

Im Gegensatz zum üblichen Restaurantbesuch können sich die Gäste in so einem Ambiente zwangloser begegnen. Lücken in der Vermietung gebe es immer wieder, ermutigen die beiden Gastgeber zu einer Anfrage für so eine Nutzung.

Mich hat der Zauber dieses Hauses angesteckt. Wir verabschieden uns nach einem langen Gespräch und ich habe diese Urlaubssehnsucht, die einen heimsucht, wenn man nach einem arbeitsreichen Tag nach Hause fährt und sich nach einem Tapetenwechsel sehnt. Hier könnte ich mich wohlfühlen …

Weitere Informationen über das Ferienhaus 1899

Adresse: Asseweg 16, 38329 Wittmar

Telefon: 05333 – 948414

Internetseite Ferienhaus 1899

Fotograf: Denvers Fotografie