Herbstliche Genüsse aus dem Nördlichen Harzvorland

Herbstlicher Genuss im Nördlichen Harzvorland: Apfel Crumble / Lena Ziehres

Gibt es etwas Schöneres, als unter blauem Oktoberhimmel über Bauernmärkte zu bummeln und sich an den Früchten des Sommers zu erfreuen? An den warmen Farben der Äpfel und Kürbisse aus heimischen Gefilden? Und an den konservierten Aromen fruchtig-frischer Erdbeeren? Ich finde, die Zeit nach der Ernte ist die Krönung eines gelungenen Jahres.

Wenn sich die Natur langsam zur Ruhe begibt und die Tage kürzer werden, genießen wir die haltbar gemachten Köstlichkeiten. Die Kraft der Sonne steckt in Holundersaft, in Himbeermarmelade und im Zucchini-Relish. Aus säuerlichen Äpfeln und saftigen Birnen entstehen leckere Kuchen und auch die Zeit der cremigen Kürbissuppe ist jetzt gekommen.

Als Spezialistinnen für Genüsse aus der Küche gelten gemeinhin die Landfrauen. Um herauszufinden, ob dies auch im Nördlichen Harzvorland so zutrifft, habe ich mich auf den Weg an den Rand des Harzes gemacht. In der Nähe von Vienenburg treffe ich drei gestandene Landfrauen, die mir etwas mehr über ihre Organisation erzählen und ein besonders beliebtes Herbstrezept verraten.

Apfel-Crumble

Zutaten:
1 kg Äpfel (auch nicht mehr ganz so schöne)
150 g Zucker
150 g Butter
250 g Mehl

Die Äpfel schälen, entkernen und in Scheiben schneiden. Anschließend in eine gebutterte Auflaufform oder auf ein Backblech schichten. Die Butter mit Zucker und Mehl zu Streuseln vermengen. Die Streusel großzügig über die geschichteten Äpfel geben. Im Backofen bei 180 Grad Umluft auf mittlerer Schiene 20 Minuten backen.

Nördliches Harzvorland: Apfel Crumble nach dem Rezept der Landfrauen / Beate Ziehres
Apfel Crumble nach dem Rezept der Landfrauen: lecker! / Beate Ziehres

Landfrauen backen AUCH guten Kuchen

Im Laufe des Gesprächs stelle ich bald fest: Landfrauen machen viel mehr als Marmelade kochen und Erntesträuße binden. Gemeinsam besuchen sie Seminare zur persönlichen Weiterentwicklung, unternehmen Städte- und Kulturreisen oder gehen ins Theater. Es gibt Handarbeitskreise, Walking-Gruppen und Computerkurse.

„Wir wollen zwar die Tradition aufrechterhalten, aber uns nicht auf guten Kuchen reduzieren lassen.“

Sabine Loose, Vorsitzende des Landfrauenvereins Goslar

Tradition ist ein gutes Stichwort: „Früher hatten Frauen aus der Landwirtschaft keine anderen Möglichkeiten, sich weiterzubilden und Gleichgesinnte zu treffen. Nach der Gründung des Niedersächsischen Landfrauenverbands im Jahr 1948 waren beispielsweise Kleintierhaltung Gartengestaltung, das Einwecken und Wäschepflege Themen“, weiß die Kreisvorsitzende der Landfrauen Goslar, Heike Wedde.

Treffen der Landfrauen als Highlights

Da der Arbeitsanfall in landwirtschaftlichen Betrieben während der Saison immens ist, konzentrieren sich die Angebote der Landfrauenvereine traditionell eher auf die kalte Jahreszeit.

„Die Veranstaltungen im Winter waren Highlights im Jahreslauf. Zu den Treffen hat man sich richtig schick gemacht.“

Heike Wedde

Die beiden Großmütter der Kreisvorsitzenden waren Gründungsmitglieder des Niedersächsischen Landfrauenverbands.

Wer sich nun vorstellt, wie die Damen bei Kaffee und Kuchen plauschen, muss teilweise enttäuscht werden. „Die Geselligkeit gehört natürlich dazu, aber es gab und gibt auch immer einen Vortrag“, sagt die Kreisvorsitzende.

So war in diesem Jahr beispielsweise Barbara Salesch Gast der Landfrauen-Kreisversammlung. Die bekannte Fernsehjuristin referierte zum Thema „Ich liebe die Anfänge: Von der Lust auf Veränderung“.

Generationswechsel im Nördlichen Harzvorland

Die Veränderung ist auch für die drei Frauen, die ich an diesem Nachmittag kennenlerne, ein Thema. In den landwirtschaftlichen Betrieben der jeweiligen Familien wurde der Generationswechsel bereits vollzogen oder ist in Planung.

Die Weddes sind so ein Beispiel. Sie haben sich auf Erdbeeren und Himbeeren spezialisiert. Und obwohl bereits der Sohn der Chef ist, hat Heike Wedde während der Saison keine Zeit, in der Küche schicke Erdbeerrezepte auszuprobieren. „Ich finde, frisch vom Strauch direkt in den Mund schmecken sie sowieso am besten“, schmunzelt sie.

Den Kunden, die zum Selbstpflücken auf die Plantage im Nördlichen Harzvorland kommen, sollen immer die besten Beeren angeboten werden. Deshalb hilft nur eins: Die Weddes müssen probieren, probieren und noch einmal probieren. Am Erdbeerfeld fragt ein Einweiser sogar nach der geplanten Verwendung.

„Unsere Mieze Schindler, eine alte, aber sehr aromatische Sorte, ist beispielsweise nicht transportfähig. Sie muss sofort verarbeitet werden. Die roten, runden Früchte eignen sich bestens für Marmelade oder Eiscreme.“

Heike Wedde

Wissen wie dieses ist heute oft verloren gegangen. Die Landfrauen sehen es deshalb als Aufgabe an, die Verbraucher über den Rand des Erdbeerfeldes hinaus aufzuklären. Auch Schulen haben die Kompetenzen der Landfrauen erkannt und integrieren sie gerne über die landesweite Aktion „Kochen mit Kindern“ in den Unterricht. Zum Programm „Bauernhof für kleine Hände“ laden Landfrauen die Kinder auf ihre Höfe ein. Ebenso engagieren sie sich in Zusammenarbeit mit den Landwirten bei verschiedenen Aktionen zur Verbraucheraufklärung, sei es die „Tour den Flur“ oder der „Tag des offenen Hofes“.

Nördliches Harzvorland: Staudenbörse der Landfrauen auf dem Birkenhof in Goslar / privat
Staudenbörse der Landfrauen auf dem Birkenhof in Goslar / privat

Hauswirtschaft für Kinder

Heidrun Tatge, stellvertretende Kreisvorsitzende, hat eine Schulung absolviert, um Grundschülern einfache hauswirtschaftliche Kenntnisse zu vermitteln und gemeinsam mit ihnen zu kochen.

„Ich spreche mit den Kindern über gesunde Ernährung und über Lebensmittelverschwendung. Dann kochen wir ein Gericht aus saisonalen Zutaten, in dem auch Reste verwertet werden können.“

Heidrun Tatge

Bewusst greift Heidrun Tatge dabei auf regionale Erzeugnisse zurück und vermeidet exotische Zutaten. „Manche Kinder kennen keine einzige Obstsorte“, hat sie festgestellt.

Nun will ich es aber auch wissen, wie man Reste zu einem leckeren Snack verarbeitet. Nach kurzer Diskussion sind sich die drei Frauen einig: Sie empfehlen das Rezept für Brotchips, die aus Brötchen oder Baguette vom Vortag hergestellt werden.

Brotchips

Zutaten:
2 Baguettes oder die entsprechende Menge Brötchen vom Vortag
100 g Butter
Salz, Pfeffer, getrocknete Kräuter der Provence

  • Backofen vorheizen auf 175 °C (Umluft)
  • Butter schmelzen, 1 TL Salz, etwas Pfeffer und 1 TL Kräuter einrühren
  • Brot oder Brötchen in ganz dünne Scheiben schneiden
  • Die Scheiben auf 3 mit Backpapier ausgelegte Bleche verteilen und mit der Kräuterbutter bestreichen
  • 10 Minuten im Ofen rösten
  • auskühlen lassen und in Blechdosen aufbewahren

Landfrauen kämpfen für modernes Leben im Nördlichen Harzvorland

Doch die Landfrauen kümmern sich durchaus auch um moderne Themen. Sie setzen sich beispielsweise für den Breitbandausbau ein, für mehr Ärzte auf dem Land und für genügend Plätze in Kindertagesstätten. „Wir sehen uns als Sprachrohr der ländlichen Bevölkerung“, sagt Heike Wedde.

Wieder einmal kehre ich schlauer zurück in die Stadt. Ich weiß jetzt, dass die Landfrauen im Nördlichen Harzvorland definitiv Genuss-Expertinnen sind. Und dass sie dafür kämpfen, dass das Leben auf dem Land lebenswert bleibt.