Klostergut Heiningen: Alles Gute direkt vom Bauernhof

Nördliches Harzvorland, Klostergut Heiningen, Hofladen: Ein Ort der Kommunikation – die neue Sitzecke des Hofladens / Beate Ziehres

Demeter-Hof, Käserei, Schlachterei, Hofladen – und ein Ort der Begegnung für das ganze Dorf. So versteht sich das Klostergut Heiningen. Im Hofladen des Klosterguts treffe ich Andreas Degener, um mir alles anzuschauen. Denn der Hofladen wurde unlängst neu gestaltet.

Dass wir gemütlich im Hofladen sitzen und eine Tasse Kaffee trinken können, ist eine der augenfälligsten Neuerungen. Hätte ich Hunger, könnte ich auch etwas essen. Beispielsweise ein Mandel-Croissant von der Vollkornbäckerei Sartorius in Schöningen. Aber mir gelüstet gerade nicht nach Essen, weshalb ich mich im Hofladen umschaue.

Hofladen des Klosterguts Heiningen jetzt noch ansprechender

Zuerst fallen mir die neue, großzügige Theke aus Holz und die schicken, großen Lampen darüber auf. Ein modernes Wandkühlregal ersetzt die Kühlschränke. Es erlaubt eine ansprechende Präsentation von Joghurt, frischen Nudeln und anderen Waren, die gekühlt werden müssen. Das Gemüse daneben sieht ebenfalls knackig-frisch aus.

 

„Wir haben die Fläche erweitert. Deshalb wirkt der Raum jetzt viel großzügiger“, erklärt Andreas Degener. Als ich einen Schluck aus meiner Tasse nehme, bemerke ich, dass mich eine Ziege beobachtet. Natürlich keine echte. Die Fotografin Christina Voges aus Heiningen hat das Tier auf der Weide des Klosterguts abgelichtet. Jetzt hängen die Bilder im Hofladen – zur Freude der Kunden.

Nördliches Harzvorland: Die Tiere des Klosterguts Heiningen im Bild festgehalten / Beate Ziehres
Die Tiere des Klosterguts Heiningen im Bild festgehalten / Beate Ziehres

Kleinigkeiten wie diese sind es, die den Charme des Klostergutes ausmachen. Hier leben und arbeiten engagierte Menschen, die mitdenken und mehr tun als Dienst nach Vorschrift. Das fängt im Hofladen an und hört in der Käserei noch lange nicht auf.

Demeter-Käse aus der eigenen Käserei

Hierher in die Käserei lenkt Andreas Degener jetzt meine Schritte. Das Klostergut Heiningen ist bekannt für seinen Käse. 30 verschiedene Sorten werden in der hauseigenen Käserei hergestellt. Die Arten mit unterschiedlichen Kräutern basieren auf sechs bis sieben Grundsorten, erklärt Degener. Die 30 Kühe und 40 Ziegen des Klosterguts liefern Milch in Demeter-Qualität für den Käse.

Nördliches Harzvorland: Andreas Degener in der Käserei. Hier lagern die Schätze des Klosterguts Heiningen. / Beate Ziehres
Andreas Degener in der Käserei. Hier lagern die Schätze des Klosterguts Heiningen. / Beate Ziehres

Damit die wertvollen Bestandteile der Milch nicht beschädigt werden, kommen nur traditionelle Verarbeitungstechniken zum Einsatz. „Homogenisierung kommt für uns nicht infrage. Und auch mit dem Pasteurisieren halten wir uns zurück“, betont Degener und erklärt den Grundgedanken: „Wir stellen qualitativ hochwertige Produkte auf eine natürliche Art und Weise her.“

In der Reifekammer liegen in einem ganz spezifischen Klima 900 Käselaibe. Hier treffen wir auch Hassan Dadho an. Seit mehr als einem halben Jahr ist er für die Käsepflege zuständig. In Handarbeit wird jeder einzelne Käse regelmäßig mit Wasser und Salz „geschmiert“, um Aroma zu entwickeln.

Nördliches Harzvorland, Klostergut Heiningen: Hassan Dadho ist für die Pflege der Käselaiber zuständig / Foto: Beate Ziehres
Hassan Dadho ist für die Pflege der Käselaiber zuständig / Foto: Beate Ziehres

Neu auf dem Klostergut Heiningen: die Käseschule

Dass Käse selbst herzustellen gar nicht so schwierig ist, vermittelt Andreas Degener Interessierten jetzt in der Käseschule des Klosterguts: In einem etwa dreistündigen Workshop stellen die Teilnehmer ihren eigenen Käse aus besten Zutaten vom Hof her. „Ich habe natürlich schon mal etwas vorbereitet, wenn die Leute kommen“, schmunzelt Andreas Degener.

Praktisch heißt das: Er wird die Milch mit entsprechenden Kulturen versetzen und vorreifen lassen. Deshalb können die Teilnehmer tatsächlich am Ende ihren eigenen Käse mit nach Hause nehmen und schon am gleichen Tag genießen. „Mir geht es um die Handwerkstechniken und darum, zu zeigen, dass Lebensmittelverarbeitung ganz einfach ist“, so Degener.

Landwirt lebt vom Kundenkontakt

Nach der Käsekammer besichtige ich noch den Schlachtraum und die Wurstkammer des Klostergutes. Hier wird Rindfleisch vom eigenen Hof verarbeitet. Andreas Kretschmer, der in diesem Bereich das Regiment führt, hat schon Feierabend. Trotzdem duftet es verführerisch. Es sind die Würste, die hier in langen Reihen zum Reifen hängen.

Nördliches Harzvorland: Schade, dass Bilder den Duft nicht transportieren: Blick in die Wurstkammer des Klosterguts Heiningen / Beate Ziehres
Schade, dass Bilder den Duft nicht transportieren: Blick in die Wurstkammer des Klosterguts Heiningen / Beate Ziehres

Die Kunden kennen Andreas Kretschmer übrigens auch von den Wochenmärkten. Dort steht der Schlachter selbst am Verkaufsstand. „Auch er liebt den Kontakt zu den Kunden und das direkte Feedback“, sagt Andreas Degener, der selbst im Laden hin und wieder hinter dem Tresen anzutreffen ist. „Der Umgang mit den Endkunden ist wichtig für die eigene Wahrnehmung. Der Landwirt lebt vom Widerhall, den er vom Kunden kriegt“, so Degener.

Nördliches Harzvorland, Klostergut Heiningen: Andreas Degener hinter der Theke / Beate Ziehres
Andreas Degener verkauft auch gerne einmal selbst, um mit den Kunden im Kontakt zu bleiben. / Beate Ziehres

Bevor ich mich verabschiede, muss ich noch schnell ein bisschen einkaufen: Zwei Stücke Käse, vier getrocknete Rindsknacker und eine honigsüße Apfeltasche für die schnelle Mittagspause verschwinden in meinem Rucksack. Zum Glück stehen hier flexible Menschen hinter der Theke. Denn der Laden hat eigentlich schon geschlossen.

Klostergut Heiningen – Ausflug in eine andere Welt

Als ich durch den großen Torbogen wieder hinaus fahre auf die Straße, bin ich zurück im Gebrause des konventionellen Lebens. Die Stunden auf dem Gelände des Klostergutes Heiningen kommen mir vor wie eine Auszeit in einer anderen Welt. Eine Welt, in der die Akteure ganzheitlich denken, gute Lebensmittel herstellen, ihr Wissen gerne teilen und nicht den schnellen Euro im Kopf haben.

Öffnungszeiten, Anschrift, weitere Informationen:

  • Dienstag, Donnerstag, Freitag 10 bis 13 Uhr und 15 bis 18 Uhr
  • Jeden 1. Samstag im Monat Hofführung und von 10 bis 13 Uhr geöffnet
  • Gutshof 2, 38312 Heiningen
  • Klostergut-heiningen@gmx.de