Habe ich schon einmal gesagt, dass ich meinen Job als Blogger liebe? Erst recht, wenn ich einen Auftrag wie diesen bekomme: Ich soll picknicken. Und zwar nicht irgendwo, sondern am Wasser. An den schönsten Seen des Nördlichen Harzvorlandes. Könnt ihr euch bei bestem Sommerwetter eine angenehmere Aufgabe vorstellen? Ich nicht.
Die Vorbereitungen: Einkaufen im Lindenhof
Das Vergnügen beginnt schon mit den Vorbereitungen. Ich unternehme einen Ausflug nach Eilum, einem beschaulichen Dorf am Fuße des Elms. Seit 1983 bewirtschaften hier Männer und Frauen den Lindenhof als Bioland-Betrieb. Heute sind es zehn Erwachsene und drei Kinder, die als Hofgemeinschaft arbeiten und leben. Etwa 100 Hektar Acker- und Grünland bestellen die Hofbewohner. Sie verzichten dabei auf Kunstdünger, chemische Pflanzenschutz- oder Unkrautbekämpfungsmittel und Gentechnik.
In der Obhut der Hofbewohner gedeihen Sommer- und Wintergemüse, Kartoffeln, Getreide und süße Beeren. Die Männer und Frauen verkaufen ihre Erzeugnisse auf den Wochenmärkten des Nördlichen Harzvorlandes. Zusätzlich haben sie in einem Stallgebäude auf dem Hof einen Bioladen eingerichtet, der alles bietet, was das Herz begehrt.
In diesen Laden führt mein Weg heute. Ich schaue mich um: Was bietet sich an für ein Picknick? Die Himbeeren aus eigenem Anbau sind unwiderstehlich rot, genauso wie die Tomaten. Die Kohlrabis, die auch aus dem Garten des Lindenhofs kommen, sehen knackig frisch aus. Die ersten Leckereien stehen somit fest.
An der Käsetheke entscheide ich mich für zwei Sorten vom Klostergut Heiningen: den „Milden Otto“ und den Ziegenbergkäse. Die beiden Käsestücke werden in Papier eingeschlagen und weiter geht die Einkaufstour. Ich packe ein Fläschchen Prosecco in den Einkaufswagen, eine Flasche naturtrüben Apfelsaft und ein Bier – alles in Bio-Qualität.
Fast habe ich alles, nur das Brot fehlt noch. Die Backwaren liegen neben der Kasse. Zum Käse gibt es ein Pane Olivia von Sartorius. Außerdem wandern eine Dinkel-Nussecke und ein Erdnuss-Cookie aus der gleichen Bäckerei in braune Papiertüten. Die Vollkornbäckerei Sartorius backt aus Getreide, das im nördlichen Harzvorland gewachsen ist. Zwischen Cremlingen und Baddeckenstedt sind die Backwaren in vielen Bio- und Hofläden erhältlich.
Nun kann es auch schon losgehen mit dem Picknick. Der erste Picknickplatz, den wir ausgesucht haben, liegt ganz in der Nähe von Eilum. Trotzdem warten wir mit dem Aufbrechen noch bis zum Nachmittag – nicht ohne Grund. Wir wollen nach Bansleben, einen Ortsteil von Schöppenstedt, um Wasservögel zu beobachten.
Picknickplatz mit Aussicht: Beobachtungsstand Schöppenstedter Teiche
Die letzten 1,3 Kilometer zum Beobachtungsstand am ehemaligen Klärteich einer nicht mehr vorhandenen Zuckerfabrik sind zu Fuß oder mit dem Fahrrad zu absolvieren. Doch der Weg lohnt sich. Auf uns wartet ein Wasservogelreservat, in dem Stockente und Zwergtaucher brüten und Zugvögel eine Pause einlegen.
Eine solche haben wir uns jetzt auch verdient. Wir erklimmen den Beobachtungsstand und öffnen die Luken, um auf die weitläufigen Wasserflächen schauen zu können. Dann packe ich die mitgebrachten Köstlichkeiten aus. Während wir uns das honigsüße Backwerk und die Himbeeren schmecken lassen, beobachten wir das Treiben auf und im Wasser.
Neben Reihern, unterschiedlichen Entenarten und Schwänen entdecken wir auch pelzige Nager, die sich offenbar im Wasser pudelwohl fühlen und munter zwischen den Inseln umherpaddeln. Wunderbare Ruhe herrscht in diesem Idyll! So sitzen wir noch vertieft an den Luken, als die süßen Stückchen längst verputzt und die Gläser leer sind.
Schließlich packen wir alles wieder ein, denn die nächsten Besucher sollen den Ort ebenso aufgeräumt und sauber vorfinden.
Wegweiser zu den Schöppenstedter Teichen:
In Bansleben – an der L 627 zwischen Wolfenbüttel und Schöppenstedt gelegen – fahrt ihr Richtung Café Kuckucksmühle. Von hier aus führt ein Feldweg zum Wasservogelreservat Schöppenstedter Teiche.
Verschwiegene Buchten: Picknick am Kiesteich Isingerode
Den Kiesteich Isingerode erreicht ihr am besten mit dem Fahrrad. Nach einem kurzen Fußweg durch dichten Bewuchs entdecken wir zauberhafte kleine Buchten, gerade groß genug, um die Picknickdecke auszubreiten. Das Wasser ist glasklar, kleine Wellen bewegen die Oberfläche.
Das himmelblaue Wasser lädt geradezu ein, die Füße oder mehr abzukühlen. Doch laut Hinweisschild ist baden verboten. Schade eigentlich. Stattdessen breiten wir die Picknickdecke aus, knabbern Kohlrabi-Stückchen, Käse und Ciabatta und erfreuen uns an immer neuen Perspektiven auf das Naturparadies.
2002 wurde mit der Renaturierung des Kiesabbaugeländes in Isingerode begonnen. Heute ist der See Bestandteil des „Grünen Bandes Deutschland“. Hier brütet der farbenprächtige Eisvogel und der Fischadler zieht auf seinem Weg ins Winterquartier in Westafrika regelmäßig über den Teich. Außerdem gibt es hier das größte Wechselkröten-Vorkommen Niedersachsens.
Wegweiser zum Kiesteich Isingerode:
Zwischen Schladen und Hornburg zweigt gegenüber der Gaststätte Itschenkrug ein Radweg nach Börßum ab. Nach 1,2 Kilometern erreicht ihr einen Parkplatz mit Informationstafeln über den Kiesteich. Von hier führt ein Fußweg zum Ufer.
Stadtnahes Idyll: der Vienenburger See
Der Vienenburger See hat uns am meisten überrascht, insbesondere seine Lage: Das Freizeit- und Wassersportidyll liegt direkt neben einem Wohngebiet und dem Vienenburger Freibad. Vor der romantischen Kulisse grüner Wälder bietet er einen kleinen Yachthafen und einen Steg, der Freizeitkapitänen das bequeme Wassern mitgebrachter Boote erlaubt.
In der Nähe unseres Parkplatzes finden wir sogar einen wunderschönen Picknickplatz. Wir nehmen den Tisch in Beschlag, holen Käse, Tomaten, eine Wildsalami und Brot aus dem Korb und genießen den Vorabend. Das Treiben auf und rund um den See ist tausendmal interessanter als jedes Fernsehprogramm, denn hier spielt das wahre Leben.
Zwei Kinder testen das Wasser, obwohl auch im Vienenburger See das Baden offiziell verboten ist. Die Ermahnungen der Mütter begleiten das Spiel der Kleinen im flachen Wasser. Doch sie haben auch gefiederte Beobachter: Die wahren Herrscher über das Gewässer – die Enten – beäugen die Kinder misstrauisch und aus sicherer Entfernung.
Der Vienenburger See ist hervorragend erschlossen und bietet nicht nur Wassersportlern viel Vergnügen. Auf einem Weg können Spaziergänger den See, der in einer ehemaligen Kiesgrube entstanden ist, umrunden. So bietet er auch eine wunderschöne Kulisse für die Gassi-Runde.
Wegweiser zum Vienenburger See:
Das Naherholungsgebiet liegt am nördlichen Ortsrand von Vienenburg in der Nähe des Schwimmbads und ist gut ausgeschildert. In Ufernähe gibt es zahlreiche Parkplätze.