Frühlingszeit ist Wanderzeit im Nördlichen Harzvorland: Schulwald Cramme

Blick in den jungen Schulwald. Im Vordergrund eine Silberweide nebst Informationstafel / Beate Ziehres

Wenn die Tage länger werden und die Sonnenstrahlen wärmer, zieht es uns hinaus in die frische Luft. Denn kaum eine Jahreszeit ist schöner, um das Erwachen der Natur zu beobachten. Die Bäume setzen Knospen an, Sträucher beginnen zu blühen und die grünen Halme sprießen wieder. Die Vögel singen ein fröhliches Lied oder führen muntere Zwiegespräche von Baum zu Baum. Auch die Insekten erwachen aus der Winterruhe und nehmen ihre Arbeit auf. An sonnigen Tagen summt und brummt es allerorten.

Für mich sind diese Anzeichen des nahenden Frühlings ein Signal, die Wanderschuhe abzustauben. Vor meiner Haustür warten die sanften Hügel, die Wälder und Auen des Nördlichen Harzvorlandes darauf, nach der Winterpause erneut entdeckt zu werden.

Es grünt so grün: Frühjahr im Schulwald Cramme / Beate Ziehres
Es grünt so grün: Frühjahr im Nördlichen Harzvorland / Beate Ziehres

Meine liebste Lektüre in diesen Tagen ist der Freizeitstempel-Pass. Ich habe die Qual der Wahl, welche Stationen ich als erstes ansteuere. 32 Stempelstellen sind in diesem kleinen Heft vorgestellt. Alle haben eine Eigenschaft gemeinsam: Die Stempelstellen markieren landschaftlich reizvolle und kulturhistorisch bedeutsame Orte im Nördlichen Harzvorland.

Mit dem Freizeitstempel-Pass durchs Nördliche Harzvorland

Der Freizeitstempel ist gemeinsames Produkt von neun Kommunen, die im Zeichen Integrierter Ländlicher Entwicklung (ILE) zusammenarbeiten. Dazu zählen unter anderem die ländlichen Bereiche der Stadt Wolfenbüttel, die Samtgemeinde Baddeckenstedt, die Samtgemeinde Lutter am Barenberge und Vienenburg.

ILE-Freizeitstempel-Pass und Stempel / Beate Ziehres
Freizeitstempel-Pass und Stempel / Beate Ziehres

Die Stempelstationen laden ein zu Entdeckungstouren und Ausflügen ins Nördliche Harzvorland. Hier erlebt der Wanderer Land und Leute hautnah. Gleichzeitig gibt es ungezählte Möglichkeiten, kulturhistorische und landschaftliche Schätze zu erforschen.

Cramme – wo das Wasser eine Rolle spielt

Mein erster Ausflug in diesem Jahr soll zum Schulwald in Cramme führen. Ich bin gespannt, denn ich Cramme war ich noch nie und erst recht nicht in einem Schulwald. Den Ort Cramme finde ich schnell. Er liegt südwestlich von Wolfenbüttel und westlich des Oderwalds nahe der A36. Die Gemeinde Cramme ist Bestandteil der Samtgemeinde Oderwald und gehört zum Landkreis Wolfenbüttel.

Die Bezeichnung Cramme könnte indogermanischen oder gotischen Ursprungs sein und auf einen feuchten Ort hinweisen. Tatsächlich vereinigen sich in der Nähe von Cramme Bäche, die aus dem Oderwald kommen. Gräben, Teiche und die Meesche prägen das Bild Crammes mit. Auch im Schulwald fallen mir Wasserläufe und Tümpel auf.

Die Teiche in Cramme / Beate Ziehres
Die Teiche in Cramme / Beate Ziehres

Stempelstation 13: Schulwald Cramme

Der Schulwald liegt am Ortsausgang in Richtung Groß Flöthe hinter den letzten Häusern links der Kreisstraße nach Groß Flöthe. Gleich am Eingang lerne ich, dass der Schulwald Ergebnis einer niedersächsischen Aktion gegen den Klimawandel und für Umweltbildung ist.

Die Tafel am Eingang erklärt, wie der Schulwald Cramme entstanden ist / Beate Ziehres
Die Tafel am Eingang erklärt, wie der Schulwald Cramme entstanden ist / Beate Ziehres

Vor zwei Jahren haben Kindergarten- und Schulkinder aus Cramme den Wald angepflanzt. Unter dem Motto „Pflanzt nicht Worte – sondern Bäume“ buddelten sie mehr als 1.400 junge Bäumchen in die Erde ein. So leisteten die Kinder einen Beitrag zur CO2-Reduzierung und fördern gleichzeitig die biologische Artenvielfalt. Angepflanzt wurden ausschließlich heimische Baum- und Straucharten.Der künftige Wald dient den Kindern seitdem als außerschulischer Lernstandort zum Forschen, Beobachten und Entdecken.

Insektenhotel im Schulwald Cramme / Beate Ziehres
Insektenhotel im Schulwald Cramme / Beate Ziehres

Während der junge Wald hinter einem Wildschutzzaun wächst und gedeiht, bietet auch der Bereich außerhalb des Zauns jede Menge Anschauungsobjekte und Informationen. An den älteren Laub- und Nadelbäumen, die hier wachsen, klären Tafeln über die Art des jeweiligen Baums und viele Besonderheiten auf.

Blick von der Lärche über den jungen Schulwald zum Pavillon / Beate Ziehres
Blick von der Lärche über den jungen Schulwald zum Pavillon / Beate Ziehres

So erfahre ich beispielsweise, dass

  • Lärchen bis zu 500 Jahre alt werden, in Hochlagen zwischen 1100 und 2400 Metern gedeihen und sowohl Kälte als auch hochsommerliche Hitze gut überstehen. Lärchenholz ist das härteste und schwerste unter den einheimischen Nadelhölzern.
  • Weidenblüten zu den ersten Blüten im Frühjahr zählen und wichtige Nektarquellen für Bienen sind.
  • die Herrenhäuser Allee in Hannover die längste Lindenallee Deutschlands ist.
  • die Linde die wohl bedeutsamste Baumart der Kulturgeschichte ist: Unter der Dorflinde spielte sich das gesellschaftliche Leben ab, hier trafen sich Liebespaare und es wurde Gericht gehalten.
  • Früchte der Gemeinen Traubenkirsche essbar sind und zusammen mit Kulturobst zu Marmelade, Kompott oder Likör verarbeitet werden können.

Für den Ausflug nach Cramme hätte ich übrigens keine Wanderschuhe gebraucht. Der kleine „Lehrpfad“ rund um den jungen Wald ist leicht zu bewältigen und ähnelt eher einem Spaziergang. Selbst wenn das Wetter wie bei meinem Besuch in Cramme launisch ist und Allüren einer Diva an den Tag legt, ist der Rundgang eher lehrreich als eine sportliche Herausforderung.

Die Stempelstation befindet sich übrigens direkt am Eingang zum Schulwald und ist nicht zu übersehen. Ich habe heute meinen Freizeitstempel-Pass am Mann und stempele eine halbe Sonne an die vorgesehene Stelle. So, das wäre erledigt und ich bin erst einmal zufrieden.

Stempelstation 13 am Eingang des Schulwaldes Cramme / Beate Ziehres
Stempelstation 13 am Eingang des Schulwaldes Cramme / Beate Ziehres

Wenn ich da nicht den Tipp im Heft gelesen hätte: „Ein Rundgang um das angrenzende Teichgelände lohnt sich immer“, steht da und natürlich packt mich die Neugier. Wo sind sie wohl, die Teiche?

Abstecher zu den Teichen in Cramme

Von der Stempelstation geht geradeaus am Insektenhotel vorbei ein Weg bis zum Ende des Nachbargrundstücks. Hier verlasse ich das grüne Klassenzimmer und nehme linkerhand den Pfad. Er führt – etwas verwinkelt, aber ohne Umwege – direkt zu den Teichen.

Hier fühlen sich die Enten von meinem Auftauchen gestört. Sie verlassen eilig und schnatternd ihren Aussichtshügel und springen ins Wasser. In gebührendem Abstand zum Ufer fühlt sich das Federvieh sicher. Ich umrunde die Teiche, entdecke rote Beeren und ein Boot, das sich gut als Fotomotiv macht.

Ein gelungener Ausflug, auf dem ich mich nicht körperlich verausgabt, aber viel dazugelernt habe, geht mit dieser Runde um die Teiche zu Ende.

Übrigens: Der ILE-Freizeitstempel-Pass ist beim Tourismusverband Nördliches Harzvorland, bei den Tourist-Informationen und in den Gemeindeverwaltungen erhältlich. Zur Vorbereitung der Wandersaison ist auch die  Webseite des Tourismusverbandes Nördliches Harzvorland bestens geeignet. Hier sind auch die 32 Stempelstationen vorgestellt.